Grundlagen & vertiefende Anleitungen
Augen gibt es in verschiedenen Farben und Formen. Sie sind komplex, aber davon sollten wir uns beim Zeichnen nicht einschüchtern lassen. Mit ein wenig Übung kann jeder realistische Augen zeichnen lernen. Die folgenden Tipps und Tricks helfen dir nicht nur dabei Augen frei aus dem Kopf zu zeichnen, du wirst auch beim Zeichnen mit einer Vorlage viel besser sein.
In diesem Beitrag gehen wir zuerst die Grundlagen durch und schauen uns anschließend bestimmte Elemente des Auges im Einzelnen genauer an.
Anfänger sollten sich mit den Grundlagen vertraut machen, denn das macht das Zeichnen von Augen später wesentlich leichter. Wer sich bereits auskennt, kann diesen Teil überspringen.
Zwischen beiden Augen sollte Platz für ein drittes sein, daher bilden drei gleich große Kreise eine optimale Basis für unsere Zeichnung.
Innerhalb der beiden äußeren Kreise zeichnen wir nun Augenwinkel und Augenlider.
Sowohl die inneren als auch die äußeren Augenwinkel sollten immer leicht abgerundet werden, denn die Haut läuft nicht spitz zusammen, als wäre sie eingeschnitten worden. Die inneren Augenwinkel versehen wir mit der Tränenkarunkel.
Ein häufiger Anfängerfehler beim Zeichnen der Augenlider ist, dass man vergisst eine Kante zu ziehen und dadurch die Wimpern viel zu nah am Augapfel zeichnet. Wimpern gehören unter die Kante, denn die Kante bleibt frei.
Die Zeichnung wird uns nicht ansehen, wenn wir ihre Pupille einfach mittig setzen. Je näher sich ein Objekt befindet, das wir Menschen ansehen, desto stärker schielen wir. Je weiter weg das Objekt ist, desto mehr bewegen sich die Pupillen in die Mitte.
Wie zeichnet man also Augen so, dass sie einen anschauen? Sie sollten ganz minimal schielen. Außerdem sollte der Rand der Iris das untere Augenlid berühren und vom oberen Augenlid etwas verdeckt werden. Wir sollten zudem nicht vergessen, Lichtreflexe in unserer Skizze zu markieren.
Übrigens: Wenn du Augen bis zu diesem Schritt hier sicher zeichnen kannst, dann wirst du auch ohne Probleme Augen malen können.
Wenn die Skizze gut geworden ist, können wir uns nun dem spaßigen Teil widmen: dem Schraffieren und Modellieren. Für tolle Ergebnisse lohnt es sich, mit verschiedenen Bleistifthärten zu zeichnen.
Mehr Informationen wie genau man Augen schattiert und modelliert gehen wir gleich im ersten Tutorial Augen von vorne zeichnen direkt unter den Grundlagen durch.
Beginnen wir mit der Tränenkarunkel im inneren Augenwinkel. Das merkwürdige Gebilde ist relativ hell und glänzt ein wenig.
Zum Schattieren eignet sich ein 4H oder 2H Bleistift gut, wobei wir entlang der Augenlider kräftigere Schatten setzen können und mindestens an einer Stelle das Papier weiß lassen sollten für natürliche Lichtreflexe.
Da der Augapfel rund ist, zeichnen wir in beide Augenwinkel abgerundete, feine Schatten mit dem 4H und 2H Bleistift, die sanft von außen nach innen verlaufen. In den äußeren Augenwinkeln können wir etwas dunkler werden, da dort durch die Augenlider und Wimpern viel Schatten fällt.
Der runde Augapfel liegt in der Augenhöhle und nur sein vorderer Bereich ist zwischen den Augenlidern zu sehen. Das ist jedem klar, aber beim Zeichnen kann man dies schnell vergessen und läuft dann Gefahr den Augapfel wie einen Ball zu schattieren anstatt einer runden Form.
Entlang der unteren Kante können wir einen feinen Akzent in Form von weißen Linien setzen (bzw. frei lassen). So wirkt das Auge natürlich feucht.
Als Nächstes schattieren und modellieren wir mit einem 2H Bleistift die innere Kante des unteren Augenlids. Auch wenn es sich um eine Kante handelt, sollte sie durch weiche Schattierung in den Rest des Lids übergehen.
Genau wie der Augapfel sind auch die Augenlider leicht abgerundet, da sie ihn umschließen. Daher sollten wir zu beiden Seiten die Schatten stärker zeichnen.
Augenlider kann man in verschiedenen Formen zeichnen und muss, je nachdem, andere Schatten setzen. Gleich für welche Form wir uns entscheiden, so können wir feine Fältchen auf das Lid setzen, um die Struktur von Haut überzeugend darzustellen.
Auch beim oberen Augenlid ist die Form ausschlaggebend für die Schattierung. In unserem Beispiel handelt es sich um ein Doppellid, sodass wir entlang der Lidfalte dunkle Schatten zeichnen, die weich auslaufen.
Im äußeren Bereich würde ich immer Lachfältchen zeichnen. Je nachdem wie alt die Person unserer Zeichnung ist, können wir diese fein oder ausgeprägt zeichnen, aber sie tragen wesentlich dazu bei, das Auge realistischer wirken zu lassen.
Im inneren Bereich, also in der Nähe der Nase, können wir Schatten setzen, die den Übergang zum Nasenrücken andeuten.
Die Iris ist wahrscheinlich der spannendste Teil des Auges, denn sie gibt der Zeichnung Leben.
Helle Augen kann man mit den härteren Bleistiften gut zeichnen. Weicher als HB sollte man hier nur sehr fein arbeiten und bestenfalls nur noch in den Schatten. Dunkle Augen zeichnen sich super mit weichen Bleistiften, wobei der dunkelste Punkt immer die Pupille sein sollte. Diese verschluckt nämlich jegliches Licht.
Das obere Augenlid wirft in unserem Beispiel einen Schatten auf die Iris. Diesen Schatten können wir zu den Seiten hin etwas stärker krümmen. Die Iris liegt nämlich nicht platt auf dem Augapfel, sondern ist von der Hornhaut umgeben. Diese muss man sich wie eine weitere runde Form vorstellen, die etwas vom Augapfel absteht.
Nun zeichnen wir die Wimpern. Wir wissen, dass die Kante entlang der Augenlider frei bleiben muss. Direkt daneben können wir uns jedoch nach Lust und Laune mit Wimpern austoben. Sie wachsen nicht streng nebeneinander, daher sollten wir sie mal etwas höher bzw. etwas tiefer ansetzen, sie andere Wimpern kreuzen lassen und sie stellenweise dünner zeichnen.
Zum Schluss können wir noch Schatten der Wimpern auf den Augapfel und in die Reflexion zeichnen.
Bei mandelförmigen Augen ähnelt die Form, wie der Name schon sagt, einer Mandel. Sie sehen im Gegensatz zu einigen anderen Formen länglich aus.
Beim Zeichnen sollten wir auf zwei Dinge besonders achten: Zum einen sollten die Augenwinkel ungefähr auf gleicher Höhe sitzen und zum anderen können wir die Innenkanten beider Lider relativ symmetrisch zueinander ziehen.
Runde Augen wirken automatisch groß, da sehr viel von der Iris zu sehen ist. Diese Eigenschaft sollten wir daher beim Zeichnen unbedingt beachten.
Um die Augen rund, jedoch nicht aufgerissen zu zeichnen, sollten wir zwischen der Iris und dem oberen Augenlid keinen Zwischenraum lassen. Das Lid sollte die Iris aber auch nicht wie bei vielen anderen Augenformen überdecken.
Um das Auge ausgeglichen rund zu zeichnen, sollten wir auch beide Augenlider rund modellieren. Das bedeutet für das untere Augenlid, dass es Fülle besitzt und daher einen sanften Schatten wirft. Beim oberen Augenlid sollten wir mittig über der Iris heller werden als zu beiden Seiten hin.
Aufsteigende Augen werden gerne auch als Katzenaugen bezeichnet. Was sie von anderen Augenformen unterscheidet: Die äußeren Augenwinkel sitzen höher als die inneren.
Abfallende Augen sind zeichnerisch genau das Gegenteil von aufsteigenden Augen: Hier sitzen die inneren Augenwinkel höher als die äußeren.
Allerdings sollten wir aufpassen, denn man kann es mit den abfallenden Augen schnell übertreiben. Um die Lage der Augenwinkel zu betonen, können wir das obere Augenlid ebenfalls abfallen lassen. So wird die Lage betont, ohne dass wir den Winkel selbst zu verrückt zeichnen.
Monolider sind nicht zwingend faltenfrei, die Falten sind aber meist sehr fein und unauffällig.
Direkt entlang am Rand des oberen Augenlids setzten wir einen schmalen Schatten. Wenn man ihn breit zeichnet und weit auslaufen lässt, wird er das Lid sehr rund machen. Das wollen wir hier aber vermeiden.
Auf Höhe der Augenhöhle setzen wir einen großen, bogenartigen, feinen Schatten. Wenn wir einen Hilfskreis gezeichnet haben, können wir uns an dessen Kante orientieren, für die richtige Höhe. Ist kein Kreis da, können wir uns ihn versuchen zu denken.
Beim Schlupflid ist der Name Programm: Das obere Augenlid schlüpft unter die Haut in die Falte und ist entweder nur ein bisschen oder gar nicht zu sehen.
Wenn wir das Schlupflid zeichnen, können wir das obere Augenlid (wenn es zu sehen ist) also mit gutem Gewissen etwas dunkler zeichnen, da immer etwas Schatten darauf fällt. Die Haut über dem Augenlid können wir uns wie eine gerade Fläche vorstellen, weshalb hier kaum harte Schatten zu finden sind.
Es ist wichtig, dass wir uns für eine Basisfarbe entscheiden bzw. für einen Grauton, wenn wir mit Bleistiften zeichnen. Egal wie hell das Auge ist, nur die Lichtreflexe sollten weiß sein.
Wenn wir über die gesamte Iris zeichnen, können wir monochrom (also in einem Ton) arbeiten oder einen etwas dunkleren Rand setzen. Für die Pupille nehmen wir einen dunklen Bleistift und achten darauf, den Rand scharf zu zeichnen.
Es gibt viele Möglichkeiten die Iris zu gestalten und es müssen nicht immer komplizierte Details dabei sein.
Bei monochromen Augen beispielsweise genügt es bereits, gleichmäßige Strahlen von der Pupille ausgehend zu ziehen, um der Iris Struktur zu geben.
Die Strahlen sind auch Bestandteil einer komplexeren Iris, wobei sie von ringförmigen Gebilden unterbrochen werden. In unserer Beispielzeichnung unterbricht ein gekräuselter Ring die Strahlen, aber auch ein gleichmäßiger Ring kann toll aussehen.
Weitere Details können dunklere Strahlen sein, die wir um die Pupille herum ziehen können oder entlang des Außenrings. Beim Außenring müssen wir darauf achten, dass wir einen weichen Übergang zum Augapfel bilden.
Im letzten Schritt greifen wir zu einem weichen Bleistift, um Schatten zu setzen und einigen Elementen noch mehr Tiefe zu geben. Durch starke Kontraste wirken die Lichtreflexe noch heller und auch das Innere der Iris leuchtet auf.
Stellen wir uns vor, wir hätten die Iris nicht separat, sondern als Teil des ganzen Auges gezeichnet. Oberhalb der Iris liegt ein halbmondförmiger Schatten, der vom oberen Augenlid auf sie geworfen wird. Im Lichtreflex spiegeln sich Wimpern, die wir aufgrund der gekrümmten Oberfläche nach innen schwingen.
Was wir bis hier in diesem Tutorial gelernt haben, ist auf Kinder bis hin zu Erwachsenen gut anwendbar. Wenn wir aber die Augen von Babys, kleinen Kindern oder Senioren zeichnen möchten, dann gilt es einige andere Dinge zu beachten.
Je kleiner das Kind, umso größer die Iris. Klingt merkwürdig, aber bei Babys und sehr kleinen Kindern ist nicht viel vom weißen Augapfel zu sehen.
Darüber hinaus gibt es kaum Falten auf der Haut um die Augen, wobei man dennoch ein oder zwei äußerst feine Fältchen auf dem unteren Augenlid finden kann. Die Augenform ist in der Regel eher rundlich und verändert sich erst später im Alter.
Bei Augen älterer Menschen kann man vorgehen, wie bei all den anderen Augen von Erwachsenen. Eine Ausnahme bildet jedoch die Haut um die Augen herum.
Diese wird mit zunehmendem Alter reicher an Falten. Du solltest beim Zeichnen daher besonders auf Lachfalten am äußeren Augenwinkel und dem unteren Augenlid achten, die viele Jahrzehnte von Freude ausdrücken. Diese Falten sollten nicht nur mit einer feinen Linie gezeichnet, sondern zusätzlich mit weichen Schatten versehen werden.