Die 7 Grundemotionen und ihre Gesichtsausdrücke zeichnen lernen
Beim Zeichnen eines Gesichts, das eine Emotion ausdrückt, ist es sehr hilfreich bereits einen Kopf sicher zeichnen zu können. Um diesem Beitrag zu folgen, muss man zwar kein Profi-Künstler sein, aber ich würde Anfängern empfehlen, sich zuvor mit den anatomischen Grundlagen eines Kopfes vertraut zu machen.
Was gehört eigentlich zu einem Gesicht? Es kursieren verschiedene Definitionen, aber für unsere zeichnerischen Zwecke können wir uns auf Augen, Nase, Mund und Stirn beschränken.
In unserem Kopf zeichnen Tutorial haben wir gemeinsam einen Kopf mit ausdruckslosem Gesicht gezeichnet, da wir uns dort vor allem auf die Proportionen der einzelnen Gesichtspartien zueinander und zum Kopf konzentriert haben.
Durch Emotionen verändern sich einige Gesichtspartien mehr und andere weniger. Beispielsweise kann sich die Position der Nase oder der Augen nicht verändern, die von Augenbrauen und Mund jedoch schon. Die Hilfslinien aus unserem Kopf zeichnen Tutorial können daher teilweise weit überschritten werden.
In diesem Beitrag gehen wir die 7 Grundemotionen nach Paul Ekman durch, einem US-amerikanischen Anthropologen und Psychologen. Zum einen werden die einzelnen Besonderheiten und Veränderungen im Gesicht jeder Emotion beschrieben, zum anderen wird beschrieben, wie wir dies zeichnen können.
Bei Freude heben sich die Mundwinkel nicht nur ein wenig, der Mund wird auch allgemein breiter. Ein guter Anhaltspunkt beim Zeichnen für die Position der Mundwinkel sind die Pupillen, denn sowohl bei einem offenen als auch bei einem geschlossenen freudigen Mund liegen die Mundwinkel darunter.
Darüber hinaus bilden sich Lachfalten, die neben den Nasenflügeln beginnen und sich um die Mundwinkel ziehen. Diese Falten können wir mit einem sehr sanften Schatten weiter führen in Richtung Kinn und ebenso sanfte Schatten parallel daneben zeichnen.
Weitere Lachfalten befinden sich um die Augen. Mit einem harten Bleistift können wir die äußeren Linien der Augenlider nach oben geschwungen fortsetzen, fast schon als würden wir Wimpern zeichnen. Eine weitere Falte befindet sich je unter den unteren Augenlidern. Die unteren Augenlider selbst sollten wir ein wenig höher zeichnen als wir dies bei einem ruhenden Gesicht tun würden, sodass der Rand der Iris leicht verdeckt wird.
Bei Überraschung bleibt der Mund entspannt, egal ob er leicht geöffnet oder geschlossen ist. Die Schatten sind also dieselben, wie wenn wir einen normalen Mund zeichnen.
Die Augenpartie wiederum verändert sich stärker: Die Augenlider sind aufgerissen, es entstehen jedoch keine zusätzlichen Falten, die wir zeichnen müssen.
Die Augenbrauen werden bei Überraschung hochgezogen, also zeichnen wir sie über der Hilfslinie. Je nachdem, wie stark die Augenbrauen hochgezogen werden, entstehen horizontale Falten auf der Stirn. Diese zeichnen wir am besten mit einem sehr harten Bleistift, um sie nicht zu dunkel werden zu lassen. Bei leichter Überraschung kann die Stirn auch faltenfrei sein.
Schaut man sich die Merkmale von Angst nur oberflächlich an (hochgezogene Augenbrauen, aufgerissene Augen, offener Mund), kann man Angst leicht mit Überraschung verwechseln. Wichtige Besonderheiten machen hier den Unterschied.
Bei Angst sind die Augenbrauen zwar hoch, gleichzeitig aber auch nach innen gezogen. Dadurch entstehen vertikale Falten zwischen und pfeilförmige Falten über den Augenbrauen, die wir sehr hell zeichnen sollten. Durch die Bewegung der Augenbrauen können wir den inneren Bereich beider oberen Augenlider ebenfalls ein wenig höher zeichnen als bei einem ruhenden Gesichtsausdruck.
Der Mund ist bei Angst geöffnet und die Lippen dabei angespannt. Die Mundwinkel gehen zur Seite, wodurch ähnliche Falten wie bei Freude entstehen, allerdings bewegen sich die Mundwinkel nicht hoch wie bei Freude.
Bei Wut werden die Augenbrauen herunter und zusammen gezogen, wodurch Falten vertikal zwischen den Augenbrauen (hier sitzt die allgemein bekannte Zornesfalte) und horizontal auf der Nasenwurzel entstehen. Diese Falten können wir etwas deutlicher zeichnen, mit einem HB Bleistift.
Die Augen sind zusammengekniffen, wobei besonders das Unterlid angespannt und nach oben gezogen wird. Hierdurch entstehen unter dem Unterlid weitere Falten, die wir jedoch ein wenig heller zeichnen sollten. Außerdem können wir von den inneren Augenwinkeln ausgehend feine Falten zeichnen, die ungefähr in einem 45° Winkel hinab zum Nasenrücken verlaufen.
Der Mund wird bei Wut angespannt, ebenfalls zusammen gekniffen und die Mundwinkel bewegen sich leicht nach unten. Neben den Mundwinkeln entstehen Falten ähnlich denen von Freude, jedoch sind sie anders geneigt und liegen unterhalb der Mundwinkel.
Ganz wichtig beim Zeichnen von Ekel ist die gerümpfte Nase, bei der die Nasenflügel nach oben gezogen werden und dadurch die beiden Falten neben der Nase entstehen. Diese Falten sollten wir neben der Nase im oberen Bereich dunkler zeichnen. Sie verlaufen zwar hinunter bis zu den Mundwinkeln, dort sollten sie jedoch viel heller gezeichnet werden.
Ein weiteres Merkmal für Ekel ist eine hoch gezogene Oberlippe, die sich zu einem umgedrehten U formt. Über der Oberlippe entstehen mehrere kurze Falten und unter der Unterlippe entsteht eine dunkle Falte. Wie auch bei Wut zeigen die Mundwinkel nach unten und lassen die Falten daneben entstehen.
Die Augen sind zusammen gezogen, wodurch Falten auf der Nasenwurzel und zwischen den Augenbrauen entstehen, ähnlich wie bei Wut auch. Die Augenbrauen bleiben jedoch auf einer geraden Linie und werden nicht heruntergezogen, was ein ausschlaggebender Unterschied zu Wut ist.
Ein trauriges Gesicht mag auf den ersten Blick entspannt wirken, denn bis auf einige Gesichtspartien hängt es tatsächlich ein wenig kraftlos.
Die Augenbrauen werden nur innen ein wenig zusammen und hochgezogen. Es ist nicht die gesamte Augenbraue, die sich hebt. Durch die Bewegung bilden sich vertikale Falten zwischen den beiden Augenbrauen und horizontale Falten auf der Stirn, die wir allesamt hell zeichnen.
Die Bewegung der Augenbrauen wirkt sich auch auf die oberen Augenlider aus, die ebenfalls innen ein wenig angehoben gezeichnet werden sollten.
Der Mund ist relativ entspannt, die Mundwinkel jedoch zeigen leicht nach unten. Unter der Unterlippe entsteht eine leichte Falte, da bei Trauer die Unterlippe meist ein klein wenig angespannt wird. Dies ist jedoch nicht immer der Fall.
Verachtung äußert sich besonders in der Asymmetrie des Gesichtsausdrucks.
Größtenteils können wir das gesamte Gesicht im entspannten Zustand zeichnen, bis auf die Nasen- und Mundpartie. Bei Verachtung wird ein Mundwinkel ein wenig hoch und zur Seite gezogen, wodurch sich der Mittelpunkt des Mundes auch zu dieser Seite hin verschiebt. Das Philtrum zeichnen wir also nicht mehr direkt unter die Nasenspitze.
Auch die Nase wird einseitig ein wenig gerümpft. Wir können hierfür die genau gleiche Falte zeichnen, wie wir es bei Ekel tun würden.
Die Mimik ist eine Form der nonverbalen Kommunikation, die alle Menschen verstehen und die wir beim Malen und Zeichnen zu unserem Werkzeug machen können. Nicht immer muss ein Portrait von Ohr zu Ohr grinsen oder Tränen überschüttet dreinschauen, damit wir eine Emotion zeichnerisch darstellen können. Manchmal reicht bereits das Zeichnen einer Mikrobewegung aus. Dies kombiniert mit Kontrasten oder Farben wird unseren Zeichnungen oder auch unserer Malerei eine ganz neue Wirkung verleihen.