Das wohl wichtigste beim Zeichnen von Posen ist, dass wir uns genug Zeit nehmen, die jeweilige Pose wirklich zu verstehen. Um eine Pose realistisch zu zeichnen, müssen wir den Körper zeichnen können, sowie dessen Gewicht und Balance eingehend studieren.
Wollen wir Posen anatomisch korrekt zeichnen, so ist ein Verständnis über die Grundlagen des menschlichen Körpers vom großen Vorteil. Es macht uns das Zeichnen der Posen nicht nur einfacher, sondern ermöglicht es uns Posen ohne jegliche Vorlage überzeugend und realistisch zeichnen zu können. Es ist zwar möglich, sie zu zeichnen, ohne sich mit den Grundlagen zu beschäftigen, aber es wird alles erschweren und ist daher nicht empfehlenswert.
Viele fangen beim Zeichnen mit dem Kopf an, doch für Posen ist es an erster Stelle wichtig zu verstehen, welches Körperteil das meiste Körpergewicht trägt.
Bei stehenden Posen kann mindestens ein Standbein identifiziert werden, dessen Fuß fest auf dem Boden steht. Das andere Bein ist in dem Fall frei beweglich und wird Spielbein genannt. Das Körpergewicht kann auch zu gleichen Teilen auf beide Beine verlagert werden und dementsprechend müssen dann auch beide Füße festen Bodenkontakt haben.
Hinzu kommt die Balance, denn stimmt diese nicht, wird unsere Pose nicht überzeugend aussehen. Hebt ein stehender Mensch ein Bein an, verlagert sich der Schwerpunkt im Körper. Der Fuß des Standbeins befindet sich dann nicht mehr genau unter dem Oberschenkel, sondern unter dem Mittelpunkt des Körpers.
Je nachdem wie man sich entscheidet, die beiden Beine zu positionieren, wird die Hüfte bewegt. Beim Oberkörper beeinflusst die Lage beider Schultern die Lage der Schlüsselbeine und natürlich die der Arme.
Auch beim Zeichnen von Posen ist es daher ratsam, sich besonders viel Zeit für Skizzen zu nehmen, um die Pose bestmöglich zu verstehen.
Wer die Anatomie des Menschen zeichnerisch gemeistert hat, der braucht keine Vorlage mehr. Wenn wir uns jedoch erst auf dem Weg dahin befinden, dann sollten wir unbedingt mit Vorlagen arbeiten!
Die beste Vorlage zum Zeichnen von Posen sind wir selbst. Vor einem Spiegel können wir die zu zeichnende Pose einnehmen und nicht nur sehen, sondern sogar spüren, welche Muskeln dabei arbeiten, wo unser Gewicht verlagert wird, inwiefern die Bewegung eines Körperteils benachbarte Körperteile beeinflusst etc.
Fotos können auch eine gute Vorlage sein, aber gerade Anfänger sollten dennoch zusätzlich die Pose vor dem Spiegel selbst einnehmen. Auf Fotos gehen manchmal wichtige Details verloren durch Bildkomprimierung oder Farbkorrekturen.
Foto von Taylor Smith auf Unsplash
Wir können die Posen in verschiedene Kategorien unterteilen, bei denen je nach Kategorie das Körpergewicht anders verlagert ist. Um diese Gewichtsverlagerung zu veranschaulichen, zieht sich vom Kopf zum Schwerpunkt eine rote Linie. Eine blaue Linie taucht immer dann auf, wenn der Körperteil als Gewichtsträger missverstanden werden könnte, aber in Wirklichkeit frei beweglich ist.
Bei stehenden Posen ist mindestens ein Bein Träger des Körpergewichts, völlig egal, ob wir eine Person von vorne oder von hinten zeichnen. Das andere Bein kann ein Spielbein sein oder ebenfalls das Gewicht tragen.
Pose stehend, Arm in Hüfte gestemmt
Pose stehend, Arm angewinkelt
Pose stehend, nach hinten blickend
Pose stehend, Hände erhoben
Pose stehend, winkend
Bei sitzenden Posen ist das Gesäß der Hauptträger des Körpergewichts. Je nach Pose können zusätzlich Arme oder Beine einen Teil des Gewichts tragen.
Pose sitzend, auf einen Arm gestützt
Pose sitzend, auf Ellenbogen gestützt
Bei liegenden Posen ist das Körpergewicht hauptsächlich dort verlagert, wo der Körper den Boden bzw. Untergrund berührt. Gleichermaßen gibt es aber bei diesen Posen auch sehr oft viele Körperteile, die frei beweglich bleiben.
Pose liegend auf der Seite, auf Ellenbogen gestützt
Dynamische Posen können Posen verschiedener Aktionen oder Aktivitäten sein, wie beispielsweise Tanzen, Kämpfen, Springen etc. Beim Zeichnen dieser Posen sollten wir drauf achten, dass (je nach Pose) nur Teile des Körpers oder der gesamte Körper in Dynamik sind.
Darüber hinaus gibt es unter den dynamischen Posen auch welche, bei denen das Körpergewicht nicht auf einem bestimmten Körperteil verlagert wird. In dem Fall fehlen auch die blauen und roten Markierungen in der Vorlage.
Pose springend, Beine angezogen
Pose springend, ein Bein angezogen
Ich freue mich, die unglaublichen Kunstwerke talentierter Individuen präsentieren zu können, die von diesem Tutorial inspiriert wurden. Diese Künstler haben mutig die Herausforderung angenommen, dynamische und ausdrucksstarke Posen festzuhalten und ihre einzigartigen Interpretationen auf Papier zum Leben erweckt.
Ich hoffe, dass dies mehr Menschen dazu inspirieren wird, ihre eigene Reise des Posenzeichnens anzutreten. Egal, ob Du Anfänger oder erfahrener Künstler bist, nimm Deinen Stift in die Hand, zeichne die menschliche Form in all ihrer Anmut und Vitalität und lass Deine Kreativität fließen.
Wenn Du mein Tutorial ausprobiert und eigene Kunstwerke basierend auf den geteilten Techniken erstellt hast, würde ich mich freuen, auch Deine Werke in diesem Artikel zu präsentieren. Markiere @buthowtoart auf Instagram mit Deinem Meisterwerk!