Mit diesem Tutorial gelingt die realistische Zeichnung einer Hand im Handumdrehen
Zeichnest Du gerne Hände? Für viele Künstler sind sie eine der größten Herausforderungen beim Zeichnen der menschlichen Figur. In diesem Tutorial zeige ich Dir Tipps und Tricks, wie Du Deine Fähigkeiten beim Zeichnen von Händen verbessern kannst. Also schnapp Dir einen Stift und Papier und lass uns loslegen!
Eine anatomische Abbildung aus der 1909 erschienenen Ausgabe von Sobottas Atlas and Text-book of Human Anatomy, mit englischer Terminologie.
Bevor wir mit dem Zeichnen von Händen beginnen, ist es wichtig, die anatomische Struktur einer Hand zu verstehen. Die Hand setzt sich aus 27 Knochen, 36 Gelenken und mehr als 30 Muskeln zusammen.
Zu den Knochen gehören die Phalangen (Finger), die Mittelhandknochen (Handfläche) und die Handwurzelknochen (Handgelenk). Zu den Gelenken gehören die Interphalangealgelenke (Fingergelenke), die Metacarpophalangealgelenke (Fingerknöchelgelenke) und das Radiocarpalgelenk (Handgelenk).
Es gibt drei Haupttypen von Muskeln in der Hand: extrinsische Muskeln, intrinsische Muskeln und Lumbrikel. Extrinsische Muskeln befinden sich außerhalb der Hand und setzen am Unterarm an. Intrinsische Muskeln befinden sich innerhalb der Hand und setzen an den Handknochen an. Die Lumbralmuskeln sind kleine intrinsische Muskeln, die an den Sehnen der Finger ansetzen.
Je nach Pose der Hand kommen verschiedene Gelenke zum Einsatz und bestimmte Muskel werden angespannt oder entspannt. Am besten studieren wir dies an unseren eigenen Händen, wobei die Beobachtung hierbei viel wichtiger ist als das Auswendiglernen der Fachbegriffe. Für das Tutorial beschäftigen wir uns lediglich mit den Handknöcheln und den einzelnen Fingergelenken.
Hände sind von Mensch zu Mensch so verschieden und individuell wie Nasen, Augen, Lippen und mehr. Dennoch folgen sie alle gewissen Proportionsregeln, die wir lernen sollten, da sie uns beim Zeichnen von Händen besonders nützlich sein werden.
Die folgenden Regeln über Proportionen von Händen müssen nicht perfekt umgesetzt werden. Leichte Abweichungen sind natürlich und führen dazu, dass wir verschiedene Hände zeichnen können, die allesamt realistisch aussehen.
Jetzt, da wir die Grundlagen der Anatomie und der Proportionen der Hände kennen, können wir damit beginnen, sie zu zeichnen. In den folgenden Schritten zeige ich Dir, wie Du eine Hand von vorne zeichnen kannst. Da ich Rechtshänder bin, nehme ich meine linke Hand als Referenz.
Ich empfehle Dir, für diese Übung Bleistifte zu verwenden, damit Du Fehler, die Du dabei machen könntest, leicht radieren kannst. Nutze außerdem Deine freie Hand als Vorlage.
Beginnen wir mit der Handfläche. Um die Grundform besser zu erfassen und mich nicht vom Daumen verwirren zu lassen, berühre ich mit der Daumenspitze meiner linken Hand den Fingerknöchel des kleinen Fingers. Nimmst Du mit Deiner Hand die gleiche Pose ein, wird Deine Handfläche eine ähnliche Form einnehmen wie die in der Beispielzeichnung.
Wichtig hierbei ist, dass die Linie nahe von Zeige- und Mittelfinger orthogonal zur angrenzenden Kante gezogen wird. Dort, wo Ringfinger und der kleine Finger angrenzen, solltest Du die Linie aber in einer leichten Neigung abwärts zeichnen.
Es ist ein häufiger Anfängerfehler ein Quadrat für die Grundform der Hand zu wählen, aber die Finger einer Hand sitzen eben nicht alle auf einer Höhe und so wird die fertige Zeichnung merkwürdig und unrealistisch aussehen.
Bevor Du die Finger selbst zeichnest, lass mich Dir kurz einige Anwendungen der Regeln zeigen, über die Du im Abschnitt Proportionen einer Hand gelesen hast.
Die violetten Kreise markieren die Bereiche, wo sich die Handknöchel befinden. Ein Finger beginnt also bei jedem der Knöchel, was besser am Handrücken erkennbar ist als in der Frontalansicht.
Mit dieser Proportionsregel kannst Du zusätzlich prüfen, ob die Grundform Deiner Handfläche die richtige Breite hat.
Mit diesen beiden Regeln kannst Du nun die restlichen Finger zeichnen.
Aber wie lang sind neben dem Mittelfinger die anderen Finger? Zeige- und Ringfinger sind beide ein Stück kürzer als der Mittelfinger. Ob der Zeigefinger länger ist als der Ringfinger oder andersherum oder ob sie gleich lang sind, ist Dir überlassen. Der Spielraum etwas falsch zu machen, ist sehr klein – also nur Mut.
Bei der Länge des kleinen Fingers orientierst Du Dich am besten am Ringfinger, denn der kleine Finger sollte auf Höhe seines zweiten Abschnittes enden.
Erweitere die Handfläche um ein abgerundetes Dreieck mit rechtem Winkel. Schaue Dir ganz genau Deine eigene Hand an, um die geeignete Größe und Position zu identifizieren.
Versuche Deinen Daumen gerade nach oben zeigend vor den Zeigefinger zu bewegen. Du wirst merken, dass das Daumenendgelenk genau vor dem Handknöchel liegt. Bewege Deinen Daumen zurück in die entspannte Position und zeichne den ersten Abschnitt des Daumens, indem Du gedanklich oder physisch eine Hilfslinie von Handknöchel zum Daumenendgelenk ziehst.
Mit dieser Regel kannst Du nun den letzten Abschnitt des Daumens zeichnen.
Das schwierigste ist geschafft! Jetzt können wir unsere Skizze ausarbeiten und um Details ergänzen, denn wir wollen schließlich eine realistische Hand zeichnen.
Schaue Dir hierfür Deine eigene Hand besonders genau an. Dir wird auffallen, dass Deine Finger sind nicht perfekt gerade sind und Deine Hand viele Falten hat, auch wenn Du eventuell sehr jung bist.
Ergänze Deine Skizze um all diese Beobachtungen und Besonderheiten Deiner eigenen Hand. Diese detaillierte Skizze ist die Basis für den letzten Schritt, daher lass wichtige Charakteristiken nicht aus.
Im letzten Schritt kannst Du Dich voll und ganz auf das Schraffieren konzentrieren.
Falls Du magst, kannst Du die Beleuchtung Deiner Hand mit einer Lampe anpassen. Für meine Zeichnung ändere ich nichts und so fällt natürliches Licht vom Fenster von links auf meine Referenzhand.
Achte darauf, dass jeder Finger rund ist und manche Finger aufeinander Schatten werfen. Mittelfinger, Ringfinger und der kleine Finger haben in meiner Zeichnung beispielsweise auch links Schatten bis hoch zum Fingergelenk, da der benachbarte Finger diese wirft.
Dir wird sicherlich auch auffallen, dass die einzelnen Finger nicht einfach wie runde Würstchen aus der Handfläche heraus wachsen. Die Haut der Finger ist mit ihr verbunden und so können auch hier Spannungen in der Haut entstehen, die zu Falten und Schatten führen.
Bei genauer Beobachtung wird Dir hier aber nichts entgehen und Du wirst alle Details gut festhalten können.
Wenn Du diese Übung abgeschlossen hast, wiederhole sie ruhig noch ein paar mal an verschiedenen Tagen. In diesem Tutorial haben wir zwar nur die Hand von vorne gezeichnet, ich empfehle aber sehr, die Übung auch mit der Hand von hinten zu wiederholen. So verinnerlichst Du die Grundlagen und lernst an Deiner eigenen Hand vom lebenden Modell zu zeichnen.
Haben wir die Grundlagen gelernt, können wir komplexere Handposen zeichnen. Ich würde weiterhin empfehlen, die eigene Hand als Vorlage zu nehmen, denn so können wir jede Besonderheit am besten studieren.
Handrücken
Hand mit gespreizten Fingern
Offene Hand
Hand hält vier Finger hoch
Ruhende, leicht geschlossene Hand
Faust, geschlossene Hand
Hand seitlich zeigend
Hand seitlich ruhend
Hand seitlich ruhend
Hand seitlich