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Wahrnehmungsgesetze in der Kunst (Gestaltgesetze)

Wahrnehmungsgesetze in der Kunst (Gestaltgesetze)

Deine Wahrnehmung ist nicht so objektiv, wie Du vielleicht denkst.

Ursprünglich wurden verschiedene Wahrnehmungsgesetze von Psychologen definiert, um die menschliche Wahrnehmung zu beschreiben. Diese Gesetze finden in verschiedenen Bereichen Anwendung, wie beispielsweise in der Werbung, der Gestaltung von Apps oder der Kunst. In der Kunst werden diese Gesetze verwendet, um die Wirkung eines Kunstwerkes zu beeinflussen oder um bestimmte Effekte zu erzielen.

Gesetz der Geschlossenheit

Das Gesetz der Geschlossenheit besagt, dass geschlossene Formen vom menschlichen Auge leichter wahrgenommen werden als offene. Geschlossene Formen wirken auf uns nämlich meist viel stärker.

In dem Kunstwerk von Paul Klee ist dies gut erkennbar, denn das Auge wandert als erstes automatisch zum geschlossenen Kreis im Bild.

Dabei muss die geschlossene Form nicht einmal eine durchgängige Kontur haben. Eine Andeutung dieser, wie beispielsweise durch gestrichelte Linien, kann bereits ausreichen.

Das menschliche Auge (bzw. unser Gehirn) neigt dazu, unvollständige oder unklare Informationen eigenständig zu ergänzen, um ein vollständiges Bild zu erzeugen.

Paul Klee, Ad marginem

Paul Klee, Public domain, via Wikimedia Commons

Gesetz der Nähe

Das Gesetz der Nähe besagt, dass benachbarte Wahrnehmungselemente tendenziell als zusammengehörig wahrgenommen werden.

Im Kunstwerk von Wassily Kandinsky ist dies gut erkennbar: Die Rechtecke zur linken im Bild bilden aufgrund ihrer Nähe zueinander eine Gruppe. Ihnen gegenüber befinden sich zur rechten ein einzelner Kreis und rechts unten eine weitere Gruppierung von Wahrnehmungselementen.

Paul Klee, Ad marginem

Wassily Kandinsky, Public domain, via Wikimedia Commons

Gesetz der Ähnlichkeit

Das Gesetz der Ähnlichkeit besagt, dass Wahrnehmungselemente, die sich in Form, Farbe oder Textur ähneln, tendenziell als zusammengehörig wahrgenommen werden. Wenn beispielsweise mehrere Kreise in verschiedenen Farben gezeichnet werden, werden sie wahrscheinlich als separate Einheiten wahrgenommen. Wenn jedoch alle Kreise dieselbe Farbe haben, werden sie wahrscheinlich als eine Gruppe wahrgenommen.

Das Gesetz der Gleichartigkeit ist beispielsweise der Grund, warum der Pointillismus funktioniert. Im Kunstwerk von Seurat ist eindeutig der Eiffelturm zu erkennen, obwohl er nur aus einzelnen Punkten besteht.

Georges Seurat, Der Eiffelturm

Georges Seurat, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Gesetz der Prägnanz (guten Gestalt)

Das Gesetz der Prägnanz besagt, dass wir Wahrnehmungselemente zu deutlichen Formen zusammenfassen können, auch wenn diese gar nicht vorhanden sind. Unsere Wahrnehmung von Objekten erfolgt anhand prägnanter Merkmale, die wir in einfache und uns bekannte Strukturen zerlegen.

So ist auf dem Graffiti von Banksy beispielsweise deutlich eine Person zu erkennen. Beim genaueren hinschauen handelt es sich hierbei aber streng genommen nur um einzelne Formen.

Banksy, inn Sanok

Silar, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Figur-Grund-Beziehung

Die Figur-Grund-Beziehung beschreibt die Wahrnehmung, bei der die Unterscheidung zwischen Figur und Grund eindeutig erkennbar ist. Die Figur ist das, wo sich Bildelemente zu einem Ganzen zusammenfügen und dabei eine deutliche Form ergeben. Der Grund ist das, was sich um die Figur herum befindet.

Die Figur-Grund-Beziehung muss nicht immer eindeutig sein. Vexierbilder oder der Rubin’sche Becher sind Beispiele für mehrdeutige Figur-Grund-Beziehungen.

Rubin’sche Vase / Rubin’scher Becher

FeZn, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Wahrnehmungsgesetze für eigene Kunstwerke nutzen

Wenn Du die verschiedenen Wahrnehmungsgesetze kennst, dann kannst Du sie für Deine eigenen Kunstwerke nutzen. Probiere zu Beginn vielleicht nur eines der Wahrnehmungsgesetze bewusst umzusetzen.

Du wirst außerdem merken, dass Du andere Wahrnehmungsgesetze ganz natürlich umsetzt und diese Dir erst beim Analysieren Deines Kunstwerkes auffallen.


Hauptbild: Silar, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons